1. Die Hoffnungen der Anfangszeit ...
Wer sich selbstständig macht, hat dafür in der Regel gute Gründe. Für die einen ist es wichtig, niemanden in der Hierarchie über sich zu haben, von dem man abhängig ist. Kurz gesagt: der eigene Chef zu sein.
Selbst zu bestimmen, wann gearbeitet wird und wie viele Stunden am Tag. Und natürlich das Geld. Ist man selbstständig, dann kann man selbst bestimmen, wie hoch das eigene Einkommen ist.
Für andere wiederum zählt die Möglichkeit, Berufliches und Familiäres besser unter einen Hut zu bekommen. Dies ist in Abhängigkeit von der Branche vielleicht nicht in jedem Angestelltenverhältnis möglich. Und dann kann man sich mit der Selbstständigkeit ja auch etwas Eigenes aufbauen, was über Jahre Bestand haben soll.
So weit, so gut. Die Sache ist jedoch die: in der Wirklichkeit sieht vieles anders aus. Schaut man hinter die Kulissen, bleibt bei so manchem Freiberufler oder Selbstständigen von den Gründen und Hoffnungen der Anfangszeit nicht viel übrig.
Dies betrifft vor allem diejenigen, die ihre Selbstständigkeit alleine ausüben und keine Mitarbeiter beschäftigen (die Solo-Freiberufler oder Solo-Selbstständigen).
2. Nach der ersten Euphorie ...
Hier zeigt sich nach der ersten Euphorie nicht selten, dass das selbstständige Arbeiten und Wirtschaften nicht so einfach ist. Dann stellt sich heraus, dass sich der Markt nicht so schnell wie gehofft erobern lässt.
Die Arbeitszeiten liegen auch erheblich über dem Limit, das man sich selbst gesetzt hat. Schließlich sollte die Selbstständigkeit ja auch dazu dienen, eine vernünftige Work-Life-Balance zu erreichen. Oder die Vernetzung innerhalb des Marktes lässt zu wünschen übrig.
Und die monatlichen Kosten sind hoch, die Rücklagen für eventuell eintretende Engpässe jedoch gering. Die Motivation der Anfangszeit hilft über diese Schwierigkeiten für eine gewisse Zeit hinweg.
Und auch die Familie nimmt in den ersten Jahren in Kauf, dass in die eigene Firma zum Anfang viel Zeit investiert werden muss. Wenn sich diese Situation in den Folgejahren jedoch nicht ändert, dann kommen die ersten Probleme. Und die können gerade im gesundheitlichen Bereich gravierend sein.
Vom Kürzertreten in der Selbstständigkeit ...
Nach einer längeren Phase des Arbeitens über dem eigenen Limit sollte irgendwann einmal eine Zeit kommen, in der man ganz einfach kürzer tritt. Weniger Arbeiten, mehr Zeit für die eigene Erholung und auch die Familie.
Doch dies ist in den meisten Fällen leichter gesagt als getan. Ganz einfach deshalb, weil es (noch) nicht gelungen ist, das selbst gesteckte finanzielle Ziel zu erreichen: nämlich, so viel Geld zu verdienen, dass ein gewisser Lebensstandard ohne Probleme aufrecht erhalten werden kann.
Dies führt dann dazu, dass nicht weniger, sondern im Grunde genommen noch mehr als früher gearbeitet wird. Nicht wenige Solo-Selbstständige sind in dieser Situation gezwungen, jede Möglichkeit wahrzunehmen, um auf die eigenen Angebote aufmerksam zu machen. Ein Rundum-Marketing ohne konzeptionellen Tiefgang. Doch nicht nur das.
3. Der Beginn eines Teufelskreises
Viele Solo-Freiberufler und Solo-Selbstständige müssen auch jeden an sie herangetragenen Auftrag annehmen, um Umsatz in der eigenen Firma zu generieren. Ein Teufelskreis, aus dem es mit der Zeit immer schwieriger wird, herauszufinden.
Dazu kommt, dass sich der allein arbeitende Selbstständige neben der Auftragsbearbeitung auch noch um andere Aufgaben kümmern muss, damit das eigene Unternehmen funktioniert (Abrechnungen, Erstellung von Angeboten, ggf. die eigene Weiterbildung usw.).

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Aber auch hier gilt: der Tag hat nur 24 Stunden. Und das bedeutet, dass zu häufig an der eigenen Erholung und am eigenen Schlaf zugunsten eines langen Arbeitstages und von Wochenendarbeit gespart wird.
Für Freiberufler und Selbstständige, für die diese Umstände zum Alltag gehören, reicht dann auch der Urlaub nicht mehr aus, um zu regenerieren und neue Kraft für die anstehenden Aufgaben zu tanken.
Dies auch deshalb, weil in der Regel auch während des Urlaubs Kundenanfragen zu beantworten sind. Der Urlaub bringt dann höchstens räumliche Entfernung zur eigenen Firma, aber nicht den eigentlich notwendigen psychischen und physischen Ausgleich zum Berufsleben.
Verhindere rechtzeitig eine Verschmelzung von Berufs- und Privatleben
Das Ergebnis: eine zunächst schleichende und sich dann immer intensiver manifestierende Verschmelzung von Arbeits- und Berufsleben, die wiederum zu einer dauerhaften Überforderung in verschiedenen Lebensbereichen führt.
Wer in dieser Phase keine Möglichkeit hat, seine Situation zu verändern, gerät in einen Abwärtsstrudel, der im schlimmsten Fall im Burnout enden kann. Und dann wird es wirklich schwierig.
Weil dann die eigene berufliche Existenz und möglicherweise auch die finanzielle Grundlage der Familie auf dem Spiel steht.
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Steffen Braun, Business Trainer & Sparringspartner