Das Thema Burnout erscheint regelmäßig in allen Medien. Die durchschnittliche monatliche Anzahl der Suchanfragen mit dem Wort „Burnout“ liegt laut Google bei über 60.000 und das recht regelmäßig über das Jahr verteilt.
Das Interesse an diesem Thema ist offensichtlich sehr hoch. In den veröffentlichten Beiträgen geht es zum überwiegenden Teil um den Burnout, der Arbeiter und Angestellte belastet. Weniger Aufmerksamkeit wurde bisher der Tatsache gewidmet, dass auch für den Freiberufler oder Selbstständigen die Gefahr eines Burnouts besteht.
1. Die Gefahr in der Selbstständigkeit
Ständiges Arbeiten am Limit ist für Freiberufler und Selbstständige eine Selbstverständlichkeit. Schließlich müssen sie sich um fast alles selbst kümmern, damit die eigene Firma funktioniert. Das beginnt bei der Kundenakquise, geht weiter mit der Auftragsbearbeitung und endet mit der Abrechnung der erbrachten Dienstleistungen.
Dass dabei ganz schnell einmal 10 und mehr Stunden am Tag gearbeitet wird, verwundert nicht. Werden Selbstständige auf dieses Engagement angesprochen, hört man sehr häufig von Ihnen, „wenn ich mich nicht um das Unternehmen kümmere, dann tut dies niemand.“
a. Erhebliche Gefahr bei Solo-Freiberuflern und Solo-Selbstständigen
Diese Herangehensweise findet sich sehr häufig bei Solo-Freiberuflern und Solo-Selbstständigen. Naturgemäß müssen sie sich mit (fast) allen Aufgaben befassen, die die eigene Firma mit sich bringt. Wenn dann noch aus finanziellen Gründen sehr viele Aufträge angenommen werden müssen, verschwimmt die Arbeitszeit sehr schnell mit der eigentlich für die Erholung vorgesehenen Freizeit.
Wer hier nicht aufpasst, die ersten Warnsignale des Körpers ignoriert und weiter macht wie bisher, riskiert durch diese ständige Überlastung der eigenen Ressourcen seine Gesundheit.

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b. Krankheitsfolgen für Selbstständige
Dies ist aber gerade für Solo-Freiberufler und Solo-Selbstständige eine erhebliche Gefahr. Während Arbeitnehmer bei gesundheitlichen Problemen zum Arzt gehen können und während der Krankschreibung einen Anspruch auf Lohnfortzahlung haben, ist dies bei Selbstständigen und Freiberuflern nicht so einfach.
Umsatz und Gewinn wird bei (Solo-) Freiberuflern und (Solo-) Selbstständigen nur dann erwirtschaftet, wenn sie ihre Arbeitsleistung auch tatsächlich erbringen. Wer aus gesundheitlichen Gründen keine Aufträge bearbeiten kann, kommt schnell in eine Situation, in der Kunden unzufrieden sind und in der Folge abspringen. Von der Gewinnung neuer Kunden ganz zu schweigen.
Wenn sich eine krankheitsbedingte Abwesenheit über eine längere Zeit hinzieht, kann dies nicht nur die eigene berufliche Existenz, sondern auch die finanzielle Grundlage der Familie gefährden.
2. Burnout - das Tabuthema
a. Hilft ein offenes Gespräch?
Wenn man sich die Berichterstattung in den Medien so anschaut, könnte man glauben, dass das Thema Burnout in der Arbeitswelt lebhaft diskutiert wird. Das wäre schön, ist aber leider nicht so.
Viele Betroffene scheuen sich davor, offen über ihr Problem zu reden. Burnout ist nach wie vor ein Tabu-Thema. Es kann davon ausgegangen werden, dass deshalb die Zahl der Suchanfragen bei Google entsprechend hoch ist.
Viele Burnout-Gefährdete suchen Hilfe nicht beim Arbeitgeber oder im Kollegenkreis, sondern versuchen es stattdessen in anonymer Form im Internet. Der Betroffene sieht häufig die (nicht unbegründete) Gefahr, dass er nach einem offenen Gespräch mit dem Chef nur noch als Mitarbeiter angesehen wird, der seinen Aufgaben nicht mehr gewachsen ist. Als Mitarbeiter, der nicht mehr belastbar und deshalb über kurz oder lang für die Kündigung vorgesehen ist.

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b. Offenheit bei Freiberuflern?
Bei Freiberuflern oder Selbstständigen, die überwiegend geistig arbeiten und ihr Wissen verkaufen, ist das Problem noch gravierender. Betroffen sind also insbesondere Freiberufler wie Rechtsanwälte, Steuerberater und Architekten, aber auch Webdesigner und Programmierer.
Wer zu den genannten Berufsgruppen gehört und über die eigene Burnout-Gefährdung oder gar über einen selbst erlebten Burnout offen spricht, riskiert nicht selten seine berufliche Existenz.
Kunden möchten schließlich einen Ansprechpartner und Berater haben, der verlässlich und belastbar ist und die Angelegenheit ihren Wünschen entsprechend in kürzester Zeit bearbeitet.
c. Der Freiberufler ist unverwüstbar
Wenn sich herumspricht, dass z. B. ein Steuerberater oder Architekt Burnout gefährdet ist, können Kunden schnell zu dem Schluss kommen, der Betroffene würde mit der Bearbeitung des Auftrags nicht zurechtkommen.
Wer als potentieller Mandant einen komplizierten Rechtsstreit führen muss, will sich von jemandem vertreten lassen, der vor Gericht konzentriert und klar in der Sache argumentieren kann. Ein entsprechender Auftrag geht deshalb wohl kaum an einen Anwalt, von dem bekannt ist, dass er Burnout gefährdet und damit (psychisch) überlastet ist.
Deshalb stellen sich Freiberufler sehr häufig als jemanden dar, der in jeder Situation unverwüstbar ist. Jeder will sich als Dienstleister präsentieren, der jederzeit alles im Griff hat.
Nur so können potentielle Kunden von der eigenen Leistungsfähigkeit überzeugt werden. Kein Wunder, wenn man bedenkt, welche Folgen ein offenes Wort über die eigene Gesundheit in der Branche haben kann.
3. Burnout-Vorbeugung in der Selbstständigkeit
Dabei ist niemand einem Burnout schutzlos ausgeliefert. Auch der Freiberufler nicht. Um einem übermäßigen und lange andauernden Stress zu vermeiden, sind jedoch bestimmte Vorbeuge-Maßnahmen notwendig.
Natürlich sind die „klassischen“ Präventionsmaßnahmen wie körperliche Bewegung, gesundes Essen oder auch ausreichender Schlaf wichtig. Dies reicht jedoch nicht aus. Weil sich die „klassische“ Vorbeugung lediglich auf die Symptome bezieht, aber nicht die dahinter stehenden Ursachen des Stresses berücksichtigt.
Deshalb sollte sich jeder Freiberufler und Selbstständige auch damit beschäftigen, wie die eigene Selbstständigkeit im beruflichen Alltag ausgeübt wird. Da wäre zunächst die Frage des auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmten Zeitmanagements.
Darüber hinaus sollte sich jeder Freiberufler und Selbstständige auch mit seinem Marktumfeld und seinen Mitbewerbern beschäftigen. Denn wer genau weiß, wo er mit seiner Firma in seinem Marktsegment steht, kann schneller und effektiver auf Veränderungen reagieren. Und auch damit bestimmten Stressoren die Gefährlichkeit nehmen.
Und noch etwas ist von Bedeutung. Wer sich in seinem Business-Leben ein anspruchsvolles Ziel gesetzt hat und dieses Schritt-für-Schritt verwirklicht, reagiert auf viele nervenaufreibende Dinge im beruflichen Alltag wesentlich entspannter. Dabei ist das Ziel, das z. B. in einem Jahr erreicht werden soll, das Maß der Dinge und nicht kleinere Stolpersteine auf dem Weg dahin.a. Die Einsicht als notwendiger Ausgangspunkt
Deshalb ist die Einsicht des Selbstständigen, dass Änderungen notwendig sind, der Ausgangspunkt für alles Weitere. Hier sind gerade auch die Ehe- und Lebenspartner als Anstoßgeber gefragt, da der Betroffene selbst seine Lage sehr häufig als weitaus besser darstellt, als sie tatsächlich ist.
Die Wahrnehmung des Selbstständigen und die seiner Umgebung (insbesondere seiner Familie und seiner Freunde) geht hier nicht selten auseinander. Wichtig ist deshalb ein konsequentes Hinweisen auf notwendige Veränderungen.
b. Ein Burnout hat oft eine jahrelange Vorgeschichte
Wesentlich ist die Erkenntnis, dass übermäßiger Stress und Burnout nicht von heute auf morgen entstehen, sondern das Ergebnis eines oft jahrelang andauernden Prozesses sind.
Deshalb ist es so wichtig, sich mit den oben genannten Vorbeugemaßnahmen so früh wie möglich auseinanderzusetzen. Um Anzeichen für einen Burnout bereits in einer Phase zu erkennen, in der Veränderungen und damit eine Prävention noch möglich sind.
Für Ihr erfolgreiches & gesundes Business!
Ihr Steffen Braun
Business Sparring
Vor wichtigen Entscheidungen in Ihrem Business
Wertvolles Wissen & praktische Erfahrungen aus 20 Jahren Selbstständigkeit
Steffen Braun, Business Trainer & Sparringspartner